Erzbergbau – Hüttenwesen – Bieberlies

Verantwortlich: Dr. Rainer Haus, Hauptstr. 61, 35444 Biebertal-Bieber, Tel.: 06409/7890

Die Gruppe besteht seit Gründung des Vereins im Jahr 1995.

 

Montan- und Bahnhistorie im Raum Biebertal im Überblick

Von Rainer Haus

Mit der keltischen Eisengewinnung und -verarbeitung am Dünsberg begann im heimischen Raum eine berg- und hüttenmännische Tradition, die mit der Aufgabe der Erzgewinnung in der erst seit Mitte 1959 in regelmäßigem Betrieb stehenden Eisenerzgrube an der Straße von Bieber nach Königsberg im April 1963 endete. Zeitgleich kam es zur Betriebseinstellung der Biebertalbahn, da die neue Grube Königsberg der Hauptverfrachter gewesen war.

Eine der qualitativ besten Erzlagerstätten an Lahn und Dill

Von der Erzlagerstätte in der Nähe von Hof Moritzburg, westlich von Königsberg, dürfte der Erzbergbau im Bereich der heutigen Gemeinde Biebertal im Wesentlichen ausgegangen sein, handelte es sich doch bei der alten Grube Königsberg um eine für das Lahn-Dill-Gebiet qualitativ hervorragende Eisenerzlagerstätte. In der näheren Umgebung dieser wohl jahrtausendealten Erzgewinnungsstätte befanden sich zahlreiche Schlackenhalden früherer Waldschmieden, die nach mündlicher Mitteilung meines Großvaters Ludwig Scherer in Königsberg wegen ihres noch hohen Eisengehaltes im Ersten Weltkrieg abtransportiert und erneut verhüttet worden waren.

Im Biebertal ist die Eisengewinnung und -verarbeitung in der Zeit des Mittelalters eindeutig belegt. So heißt es in „Glypergs alt Buchlin“ (1412) dass die Waldschmiede bei Rodheim Eisenabgaben an das „slos Glyperg“ zu leisten hatte. Nach Adrian van der Hoop handelte es sich bei der Schmitte um ein mit Wasserkraft betriebenes Hammerwerk, das sein Eisen von Schmelzstätten im benachbarten Walddistrikt Launscheid bezogen hatte.

In Mühlenakten der Waldmühle bei Bieber aus dem Jahre 1783 wird ein „vormalige(r) Schmelzhütten Platz“ genannt, der sich „gleich oberhalb der Waldmühl“ befunden hatte. Zumindest ein Teil des Erzbedarfes dieses Eisenwerkes dürfte von den kalkhaltigen Erzlagerstätten im Bereich des Rillscheides zwischen Bieber und Rodheim gedeckt worden sein. Die Grube Rillscheid wurde noch bis zu Beginn der 1850er Jahre von der Ludwigshütte bei Biedenkopf betrieben, mit einer Belegschaft von sechs bis zehn Bergleuten.

Staatliche Eisengewinnung und -verarbeitung im Biebertal

Die Lagerstätte der alten Grube Königsberg bildete nach den überlieferten Hüttenakten die hauptsächliche Erzbasis der von 1659 bis 1749 bei der Steinmühle im oberen Biebertal betriebenen landgräflichen Eisenhütte, deren Roheisen auf dem Heuchelheimer Hammerwerk weiterverarbeitet wurde. Der ersten erhaltenen Hüttenrechnung der Bieberer Hütte von 1688 zufolge wurde neben Königsberger Eisenerz „Hanauer Eisenstein“ verschmolzen und somit auch die Erzlagerstätten im Umfeld von Hof Haina zwischen Bieber und Waldgirmes bereits zu dieser Zeit abgebaut. Wegen Holzkohlenmangels im näheren Umfeld kamen Hütten- und Hammerwerk im Biebertal Mitte des 18. Jahrhunderts zum Erliegen.

Von 1664 an wurde das Königsberger Erz auch auf der ebenfalls landgräflichen Eisenhütte bei Biedenkopf verschmolzen, die 1771 erstmals als „Ludwigshütte“ bezeichnet wird und durch das Königsberger Erz eine erheblich höhere Leistungsfähigkeit erlangte. Der Erztransport erfolgte mehr als anderthalbjahrhundertelang durch Bauern aus dem Raum Biedenkopf im Rahmen der Frondienste. In seinem großen Standardwerk „Geschichte des Eisens“ aus dem Jahre 1899 spricht Ludwig Beck in diesem Zusammenhang von „den reichen Erzen von Königsberg“.

Grubenfeld Eleonore – der Beginn einer großen Erfolgsgeschichte

Die ersten schriftlich belegten bergbaulichen Aktivitäten im Bereich des Dünsberges in der Gemeinde Fellingshausen unternahmen J.W. Buderus Söhne zu Friedrichshütte bei Laubach 1826 im Distrikt Buchholz bzw. dem Buchholzgraben, in dessen oberen Teil Brauneisensteine durch das Wasser freigespült worden waren.

Der Beginn der später sehr bedeutenden Grube Eleonore in der Gemarkung Fellingshausen geht nach mündlicher Mitteilung meines Großvaters Ludwig Scherer auf einen Königsberger Einwohner namens Weber zurück. Dieses hochmanganhaltige Brauneisensteinlager, das 1856 zur Verleihung des Grubenfeldes Eleonore führte, war nach den Worten meines Großvaters von Weber bei der Verrichtung eines menschlichen Bedürfnisses entdeckt worden, der wohl aufgrund der Königsberger Bergbautradition über eine einschlägige Expertise verfügte.


Die Belegschaft der Grube Eleonore, im Jahre 1887

Im Hochkonjunkturjahr 1872 ging die Grube Eleonore an das Unternehmen Gebrüder Stumm im Saargebiet über, einem der zu dieser Zeit bedeutendsten Montankonzerne im Deutschen Reich. Stumm baute die Grube Eleonore in der Zeit bis zum Ersten Weltkrieg zu einem für hiesige Verhältnisse großen Bergwerk mit zwei Schachtanlagen, dem Ost- und dem Westschacht, aus. Mit dem Vortrieb des „Ida-Stollens“ als Förder- und Wasserlösungsstollen ab 1890 wurden die Tagesanlagen in den Ortsbereich von Bieber verlegt und ab 1898 auch die Erzverladung in die neu eröffnete Biebertalbahn parallel zur heutigen Straße „Am Baumgarten“ verlegt. 1907 ging auch ein unternehmenseigenes Elektrizitätswerk in Betrieb, da Bieber zu der damaligen Zeit noch nicht elektrifiziert war. Auf der Weltausstellung in Chicago 1893 wurde auch Erz von Grube Eleonore mit ihren qualitativ und quantitativ besten Lagerstätten am Fuße des Dünsberges gezeigt.

Weitere Bergwerke in der Gemarkung Fellingshausen waren die Gruben Elisabeth sowie Friedberg von Buderus und Meilhardt, wobei letztere 1873 von dem Schalker Gruben- und Hüttenverein erworben wurde.

Zwischen der Reehmühle im Biebertal und Hof Haina waren „verlassene alte Pingen“ bereits in den 1840er Jahren – im Gefolge der Eröffnung des Gießener Braunsteinbergwerkes – in den Fokus von Bergbauunternehmern geraten, zu denen auch der damalige Besitzer des Gießener Braunsteinbergwerkes Wilhelm Briel gehörte. Seit 1880 bestand die bergrechtliche Gewerkschaft Abendstern, deren 100 Kuxe Briel und die Montanindustriellenfamilie Jung jeweils zur Hälfte im Besitz hatten. Den im Dillgebiet sehr bedeutenden Eisenindustriellen Jung gehörte seit 1869 auch die schon Mitte der 1830er Jahre zusammen mit der Ludwigshütte privatisierte alte Königsberger Eisenerzgrube.

Kurz und langfristige Impulse durch den Bau der Biebertalbahn

Vor dem Bau der Kleinbahn Gießen–Bieber in den Jahre 1897/98 hatten die Gruben im Bereich Biebertal einen erheblichen Standortnachteil gegenüber den im näheren Umfeld einer Bahnlinie gelegenen Betrieben wie den Gießener Braunsteinbergwerken, da die Vorfracht bis zur nächsten Bahnstation von den Bergbautreibenden zu tragen war.

Auch nach der Eröffnung der neuen Bahnlinie von Lollar nach Wetzlar 1878 als Teilstück der strategischen „Kanonenbahn“ von Berlin nach Metz musste das Erz zunächst weiterhin mit Fuhrwerken zum Bahnhof Gießen gefahren werden, da die Steigung zum Bahnhof Kinzenbach für beladene Erzfuhrwerke zu groß war. Eine Teillösung des Transportproblems konnte schließlich 1888 erreicht werden, indem die Gewerkschaft Abendstern am Schnittpunkt der Strecke Lollar–Wetzlar mit der Straße von Gießen nach Rodheim auf eigene Kosten eine Erzverladestellte errichtete und ihr den Namen „Abendstern“ gab. Die neue Erzverladeanlage verbilligte den Fuhrwerkstransport und führte zur Wiederinbetriebnahme der Gruben Friedberg, Elisabeth und Meilhardt am Fuße des Dünsberges.


Die Bieberlies am Ortsausgang von Bieber im April 1963

Nach zahlreichen, aus unterschiedlichen Gründen fehlgeschlagenen Bahnprojekten durch das Biebertal seit der zweiten Hälfte der 1860er Jahre konkretisierte sich seit Mitte der 1890er Jahre die Verwirklichung einer Bahnlinie von Gießen nach Bieber in Form einer erheblich kostengünstigeren Schmalspurbahn. Dieses Projekt wurde seit Anfang 1896 von der „Allgemeine Deutsche Kleinbahn-Gesellschaft“ betrieben. Nach der Erteilung der Konzessionen für den hessischen und preußischen Teil der Strecke im März bzw.  Juni 1897 wurde noch im selben Jahr der Ingenieur und Bauunternehmer August von Mulert mit dem Bahnbau beauftragt. Trotz verschiedener Wiederstände in Heuchelheim und Rodheim konnte der Personenverkehr am 19. August 1898 und der Erz- und Kalktransport am 20.  Oktober 1898 aufgenommen werden.

Bei der Betriebseröffnung verfügte die Biebertalbahn, die bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Volksmund „Bieberlies“ genannt wurde, über drei Lokomotiven von Krauss in München. Diese trugen die Namen „GIESSEN“, „ABENDSTERN“ und  „RODHEIM“. Für die Schüttgüter Erz und Kalk waren 54 Kippwagen vorhanden. 1898/99 wurden insgesamt acht Personenwagen angeschafft, hinzu kamen zwei Post- und Gepäckwagen, zwei gedeckte Güterwagen und vier offene Güterwagen.

Bereits während der Bauphase der Biebertalbahn waren de facto die Weichen für die spätere Ansiedlung der Firma Schunk  & Ebe –heutiger Weltkonzern Schunk– an der Bahnstrecke gestellt worden: Christian Duill der Besitzer der Gaststätte „Windhof“ hatte diese 1897 abreißen und anschließend an gleicher Stelle einen großen, architektonisch beeindruckenden Neubau errichten lassen. In diesen Gebäudekomplex, der auch über einen „Rittersaal“ für 800 Personen verfügte, zog 1918 die Kohlenbürstenfabrik Schunk & Ebe ein. Das alte, auf das Jahr 1810 zurückgehende Wirtshaus „Windhof“ hätte Schunk & Ebe wohl kaum als neuen Produktionsstandort für das 1913 in Fulda gegründete und dort in gemieteten Räumen arbeitende Unternehmen erworben.

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges war im Bereich der heutigen Gemeinde Biebertal lediglich noch die Grube Eleonore in Betrieb, alle anderen hiesigen Grubenbetriebe waren zu diese Zeit wegen Unwirtschaftlichkeit bzw. des Preisdruckes durch ausländische Erze bereits eingestellt.

Infolge der gegnerischen Seeblockade während des Ersten Weltkrieges gewann der gesamte Inlandsbergbau in den Kriegsjahren wieder sehr stark an Bedeutung. Die gravierende Erzverknappung führte dazu, dass sich der Düsseldorfer Mannesmann-Konzern auch im Biebertal und bei Königsberg engagierte. So erwarben die Mannesmannröhren-Werke die Gewerkschaft Abendstern und die neugebildete bergrechtliche Gewerkschaft Königsberger Gemarkung und nahmen im Biebertal bei der Reehmühle 1917 die Erzgewinnung wieder auf bzw. begannen 1918 im Bereich der alten Königsberger Grube mit Aufschlussarbeiten. Buderus hatte seine 1903 eingestellte Grube Friedberg am Fuße des Dünsberges bereit 1916 erneut in Betrieb genommen.

Die Grube Eleonore erreichte wegen der kriegswirtschaftlichen Bedeutung manganhaltiger Erze für die Stahlherstellung mit einer Gesamtförderung von rund 250.000 Tonnen Erz von 1914 bis 1818 Höchststände bei der jeweiligen Jahresförderung und der Zahl der Beschäftigten, zu denen damals auch Kriegsgefangene gehörten.

Zu Beginn der 1920er Jahre normalisierte sich der internationale Erzmarkt wieder, für manganhaltige Erze galt dies schon ab der zweiten Jahreshälfte 1920. Die Grube Friedberg, die noch 1920 eine Drahtseilbahn zur Biebertalbahn erhalten hatte, wurde bereits 1924 erneut eingestellt. Die Grube Abendstern, hier hatte Mannesmann vergeblich gehofft, die Fortsetzung der Lagerstätten der Gruben Eleonore und Morgenstern in der Gemarkung Waldgirmes zu finden und im Hinblick darauf zwei Maschinenschächte abgeteuft, folgte 1925. Allerdings kam es bereits ab 1927 zu einer erneuten Aufnahme der Erzgewinnung, da 1926 Haldenbestände als Farberz an Ziegeleien abgesetzt werden konnten.

Mitte März 1929 musste die Grube Eleonore wegen weitgehender Erschöpfung des Erzvorkommens unter dem heute noch vorhandenen großen alten Tagebau auch den Ostschacht stilllegen. Bereits im Oktober 1928 war der in Richtung des Biebertals gelegene Westschacht aufgegeben worden. Die Gesamtförderung dieses Bergwerkes erreichte rund 1,7 Millionen Tonnen.

Unter Hinweis auf die Einstellung der Grube Eleonore heißt es im Geschäftsbericht der Biebertalbahn für 1930: „Es dürften der Bahn daher schwere Zeiten bevorstehen.“ Die 1931 beginnende Verlustperiode des Bahnbetriebes sollte bis 1939 anhalten.

Die erfolgreichen Untersuchungsarbeiten im Bereich der Grube Königsberger Gemarkung führten dazu, dass der Mannesmann-Konzern hier Mitte der 1920er Jahre eine für die damalige Zeit moderne Tagesanlage mit Erzaufbereitung errichtete und durch eine 4,2 Kilometer lange Drahtseilbahn mit dem Verladegleis der Biebertalbahn im Kehlbachtal bei Bieber verband.

Infolge der im Herbst 1929  begonnenen Weltwirtschaftskrise mussten neben zahlreichen anderen Erzbergwerken im Lahn-Dill-Gebiet und in Oberhessen auch die Mannesmann-Grubenbetriebe bei Königsberg und Bieber im August bzw. Oktober 1931 stillgelegt werden. Die Grube Abendstern konnte allerdings bereits nach nur siebenmonatigem Stillstand die Erzgewinnung Mitte Mai 1932 wieder aufnehmen, da es im Frühjahr 1932 zu einer gewissen Belebung der Baukonjunktur in Deutschland kam und die Baustoffindustrie wieder zunehmend Farberz einsetzte.

Im Zuge der staatlichen Forderungen nach Mehreinsatz von Inlandserz durch die rheinisch-westfälischen Hüttenwerke ab Mai 1933 konnte auch die Grube Königsberger Gemarkung am 9. Juni 1933 die Förderung wieder aufnehmen. Dies war problemlos möglich, da die Wasserhaltung während der Stilllegungsphase nicht eingestellt worden war.

1932 hatte die Güterbeförderung der Biebertalbahn mit nur 4.753 Tonnen ihren absoluten Tiefstand erreicht. 1933 wurden 12.800 Tonnen Güter befördert, wobei mehr als Dreiviertel dieser Beförderungsmenge auf die beiden Erzgruben von Mannesmann entfielen. Wegen der weitgehenden Einstellung der Gleisunterhaltungsarbeiten bei der Kleinbahn Gießen-Bieber wegen der anhaltenden Verlustphase des Bahnbetriebes kam es 1936 sogar zur spektakulären Entgleisung eines Erzzuges bei Rodheim. 1938 nahm die Bahnverwaltung Übernahmeverhandlungen mit Buderus (deren Grube Friedberg damals vor der Wiederaufnahme der Erzgewinnung stand) und der Stadt Gießen auf. Die alte Grube Königsberg von Mannesmann galt zu dieser Zeit als nahezu erschöpft (konnte aber durch gute Neuaufschlüsse in den folgenden Jahren noch bis Ende der 1940er Jahre weiterbetrieben werden). Die bereits aufgenommenen Verkaufsverhandlungen zwischen der Bahngesellschaft und der Stadt Gießen, die schon damals an einer Eingemeindung des Industrieortes Heuchelheim interessiert war, wurden 1940 unter Hinweis auf den Güterverkehr zwischen Bieber und dem Bahnhof Abendstern abgebrochen und im Oktober 1942 der Stadt der „Wunsch“ des Reichswirtschaftsministers mitgeteilt, die Verhandlungen für die Dauer des Krieges auszusetzen.

Während des Zweiten Weltkrieges waren bei der Biebertalbahn  französische Kriegsgefangene eingesetzt, für die am Bahnhof Abendstern ein Lager errichtet worden war. Zu diesen Kriegsgefangenen gehörte Henry Pujade, der nach dem Krieg eine Rodheimerin heiratete und bis zu seinem Tode im Jahre 2010 hier wohnte; zeitlebens blieb er der „Bieberlies“ emotional verbunden.

Nach dem Luftangriff auf Gießen am 6. Dezember 1944 beförderte die Biebertalbahn die Ausgebombten mit ihrer noch vorhandenen Habe tagelang kostenlos in ihre neuen Unterkünfte im Raum Biebertal und zurück. Zu den zerstörten Gebäuden gehörte auch der Kleinbahnhof in Gießen an der heutigen alten Lahnbrücke. Werkstatt und örtliche Verwaltung der Bahn befanden sich seitdem in Bieber.

Aufgrund des Sozialisierungsartikels 41 der Hessischen Verfassung, der auch „das an Schienen oder Oberleitungen gebundene Verkehrswesen“ umfasste,  kam die Biebertalbahn 1947 unter  Treuhandverwaltung.

In der Personenbeförderung erreichte die Kleinbahn 1947 mit 948.812 Fahrgästen den höchsten Stand in ihrer Geschichte. Dieser Rekord war zum einen durch die „Hamsterfahrten“ in der Nachkriegszeit, aber auch durch den Zuzug von Heimatvertriebenen in die Gemeinden des Biebertals bedingt. 19 Heimatvertriebene fanden damals auch einen Arbeitsplatz im Bahnbetrieb, wobei der Belegschaftsstand 1948/49 mit mehr als 40 Beschäftigten ebenfalls einen Höchststad erreichte.

Ebenfalls seit 1948 war die Stadt Gießen erneut an einer Eingemeindung von Heuchelheim interessiert. So wurde Anfang Juli 1949 die Buslinie Gießen–Heuchelheim eröffnet, die die Stadtwerke Ende des Jahres auf Oberleitungsbetrieb umstellten. Mit der Eröffnung der O-Buslinie verlor die Biebertalbahn mehr als 20 Prozent ihrer Fahrgäste. Für die Kleinbahn wirtschaftlich erschwerend war im selben Jahr  hinzugekommen, dass die alte Königsberger Grube im April 1949 ihren Betrieb wegen Erschöpfung der Lagerstätte endgültig eingestellt hatte.

Die seit der Währungsreform anhaltende Verlustsituation des Bahnbetriebes führte schließlich dazu, das trotz vorangegangener Proteste der heimischen Bevölkerung und der Bemühungen des Wetzlarer Landrates Monzen um die Bildung einer Verkehrsgemeinschaft zwischen der Biebertalbahn und den Stadtwerken Gießen, der Personenverkehr der Bahn am Ostermontag 1952 eingestellt wurde. Ab dem 15. April 1952 übernahm ein Busunternehmen aus Erda die Personenbeförderung.

Aufgrund der Verpflichtung zur Rückzahlung der Betriebszuschüsse  seit 1948 verkaufte die Frankfurter Bahngesellschaft die Biebertalbahn 1953 an das Land Hessen. Daneben erwarb das Land 1953 auch die Reinheim-Reichelsheimer Eisenbahn. Da beide Bahnen über keine eigene Rechtspersönlichkeit verfügten, kam es 1955 zur Gründung der Hessischen Landesbahn (HLB) als Auffanggesellschaft. Die Betriebsführung der Biebertalbahn verblieb weiterhin bei der Deutschen Eisenbahn-Gesellschaft m.b.H., einer Tochtergesellschaft der AG für Verkehrswesen.

Auch die Grube Friedberg am Fuße des Dünsberges war aufgrund des Sozialisierungsartikels 41 der Hessischen Verfassung einer Treuhandverwaltung unterstellt worden und wurde ein Betrieb der Hessische Berg- und Hüttenwerke AG, seit 1954 hatte Buderus an dieser Gesellschaft eine Sperrminorität von 26 Prozent des Aktienkapitals. Die Mannesmann-Gruben verblieben dem Düsseldorfer Konzern, da sein Unternehmenssitz – im Gegensatz zu Buderus – nicht in Hessen lag.

Trotz der Einstellung des Personenverkehrs am 14. April 1952 blickte die Verwaltung der Biebertalbahn im selben Jahr optimistisch in die Zukunft. Der Grund hierfür war die projektierte neue Grube Königsberg von Mannesmann an der Straße von Bieber nach Königsberg. Hier war durch Tiefbohrungen eine Erzlagerstätte nachgewiesen und im August 1952 mit dem Abteufen eines neuen Schachtes begonnen worden. Der Lagerstätteninhalt wurde mit etwa einer Million Tonnen Erz veranschlagt, einer Menge, die etwa 10.000 Erzzügen der Biebertalbahn entsprach; 1954 wurden Lokschuppen und Werkstatt am Bahnhof Bieber grundlegend erneuert.

Obwohl der neue Königsberger Grubenbetrieb mit Wassereinbrüchen zu kämpfen hatte, wobei der Wassereinbruch im September 1955 zu weiteren großen Kosten und diesmal jahrelangen Verzögerungen führte, hielt Mannesmann an der Inbetriebnahme dieser modernen Schachtanlage fest. Im Juni 1959 wurde hier die planmäßige Erzgewinnung mit zunächst rund 2.000 Tonnen im Monat aufgenommen. Zu dieser Zeit hoffte Mannesmann noch, in Königsberg kostendeckend arbeiten zu können. Allerdings hatten sich die Rahmenbedingungen bereits seit dem Vorjahr verschlechtert. So gingen die Erzpreise und die internationalen Seefrachten seit dem höchsten Stand der Erzpreise 1957 kontinuierlich zurück. Erschwerend hinzu kam die von der Hohen Behörde der Montanunion Anfang 1958 verfügte Aufhebung der Frachtausnahmetarife der Bahn für mineralische Brennstoffe und Erze, die zu einer schrittweisen Erhöhung der Bahnfrachten bis Mitte 1960 führte. Im Frühjahr 1961 kam es durch die DM-Aufwertung dann zu einer weiteren Verbilligung der Auslandserze um rund fünf Prozent.

1958 erreichte der Gütertransport der Biebertalbahn mit 27.300 Tonnen den niedrigsten Stand seit Anfang der 1950er Jahre. Ausschlaggebend hierfür war die teilweise Verlagerung der Kalksteintransporte auf LKW’s und die Stilllegung der Grube Abendstern im Biebertal. Im Februar 1959 beschloss der Aufsichtsrat der Hessischen Landesbahn die Einstellung des Bahnbetriebes, nachdem zuvor geführte Übernahmeverhandlungen mit den Bergbautreibenden gescheitert waren. Durch die Aufnahme der Förderung in der neuen Grube Königsberg Mitte 1959 arbeitete die Biebertalbahn jedoch wieder mit Gewinn und der Stilllegungsbeschluss wurde infolgedessen nicht umgesetzt.

Trotz der Einstellung der Grube Friedberg Ende Januar 1961 hielt die positive Entwicklung der Kleinbahn an. So stieg der Gütertransport von 65.779 Tonnen im Jahre 1960 auf 87.400 Tonnen im Folgejahr und erreichte mit über 111.000 Tonnen 1962 seinen absoluten Höhepunkt.

Das Ende der Erzgewinnung auf Grube Königsberg am 30. April 1963 bedeutete zugleich das Ende der Biebertalbahn, die ohne den hiesigen Bergbau niemals gebaut worden war und mit ihm zur Einstellung kam. Damit ging eine Epoche zu Ende, die jedoch in den Herzen der Menschen bis heute weiterlebt.

 

Grube Königsberg – „von besonderer industriegeschichtlicher Bedeutung“

Bereits seit 1934 hatte Mannesmann in der Umgebung der Grube Königsberger Gemarkung die vermutete Fortsetzung der Lagerstätte  durch Tiefbohrungen zu finden versucht, zunächst ohne Erfolg. Nach der Einstellung der Erzgewinnung wegen Erschöpfung der Lagerstätte im April 1949 wurden die Bohrungen durch den Einsatz eines zweiten Tiefbohrgerätes intensiviert.

Einer Empfehlung meines Vaters Wilhelm Haus folgend – der 45 Jahre im Bieberer und Königsberger Bergbau von Mannesmann tätig war – entschloss sich der Leiter der Bergverwaltung Gießen von Mannesmann, Bergassessor a.D. Otto Kippenberger, 1948 zu einer Erkundungsbohrung mehr als einen Kilometer östlich der alten Grube an der Straße von Bieber nach Königsberg in Höhe der ehemaligen Oberförsterei Strupbach. Zwar wurde auch diese erste Erkundungsbohrung noch nicht fündig, doch ließen gewisse geologische Anzeichen (Wechsel von Schalstein/Kalk) auf das Vorhandensein eines Erzlagers schließen. Durch weitere Bohrungen konnte in den folgenden Jahren in einer Tiefe von 150 bis 300 Meter eine Erzlagerstätte nachgewiesen werden. Der Lagerinhalt wurde mit etwa einer Million Tonnen Eisenerz mit höheren Kalkanteilen veranschlagt. Der zu Beginn der 1950er Jahre noch bestehende Bedarf in inländischen Eisenerzen ließ Mannesmann zu dem Entschluss kommen, diese Erzlagerstätte durch eine neue Schachtanlage zu erschließen.

Das Abteufen des neuen Schachtes, dessen Ansatzpunkt sich 1,3 Kilometer östlich des alten Grubenbetriebes befand, begann am 8. August 1952. Die Anfangsbelegschaft bestand aus 20 Bergleuten und Handwerkern sowie zwei Steigern. Trotz der Notwendigkeit, den Schacht komplett mit Beton auszukleiden, konnte bereits am 23. Januar 1953 die zunächst geplante Teufe von 160 Meter erreicht werden. Im Vergleich zur höher gelegenen alten Grube Königsberg waren hier die Wasserzuflüsse bereits beim Schachtabteufen stärker und machten für die im Schacht arbeitenden Bergleute wasserdichte Schutzkleidung notwendig.

Am 17. Oktober 1953 kam es auf der 160-m-Sohle zu einem Wassereinbruch (2,5 m3/Min.). Da die zu dieser Zeit installierten Pumpen (Gesamtleistung 1,2 m3/Min.) diese Wassermenge nicht bewältigen konnten, brachte das zulaufende Wasser die untertägigen Grubenbaue sehr schnell zum Ersaufen. Nach etwa drei Monaten waren die Untertageanlagen jedoch wieder gesümpft.

Um die für den Abbau vorzurichtenden Erzmengen wesentlich zu erhöhen, wurde der neue Schacht im ersten Halbjahr 1955 um 50 Meter weiter abgeteuft und die 210-m-Sohle gebildet. Darüber hinaus konnten im Sommer 1955 die Tagesanlagen der Grube Königsberg vollendet werden. Im ersten Halbjahr war die Erzförderung mit zunächst 200 bis 300 Tonnen pro Monat aufgenommen worden, die bei der Aus- und Vorrichtung der Lagerstätte anfielen.

In der Nacht vom 12. zum 13. September 1955 kam es auf der 160-m-Sohle zu einem zweiten Wassereinbruch. Diesmal erreichte die Schüttung 12 m3/Min.,  bei einer inzwischen auf 8,7 m3/Min. erhöhten Pumpenkapazität. In Verbindung mit diesem erneuten Wassereinbruch versickerten der Strupbach und der Bieberbach für mehrere Wochen. Zugleich fiel der in der Nähe der Obermühle im Biebertal gelegene Trinkwasserbrunnen der Gemeinde Fellingshausen trocken. Damit war die Durchlässigkeit der Kalkschichten bis in die neue Grube Königsberg offenbar geworden.

Entgegen vielfachen Befürchtungen wurde die neue Grube Königsberg Mitte der 1950er Jahre nicht aufgegeben. Nicht weiteverfolgt wurde allerdings zu dieser Zeit der Plan, eine neue Seilbahn bis zu Biebertalbahn im Kehlbachtal bei Bieber zu bauen. In der Mannesmann Werkszeitung Nr. 4 von 1956 wird unter der Überschrift „Deutscher Erzbergbau ist unentbehrlich“ einleitend ausgeführt: „Ein Grundstofflieferant mit uralter Tradition und volkswirtschaftlicher Bedeutung, der bereits zweimal innerhalb einer Generation einen maßgeblichen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Roheisenerzeugung der deutschen Industrie geleistet hat, darf nicht in Zeiten steigenden Erzhungers stillgelegt werden.“ Die Sümpfung der Grube Königsberg wird hier jedoch bereits als „außerordentlich kostspielig und schwierig“ bezeichnet.

Anfang April 1956 begann Mannesmann von der neugebildeten 64-m-Sohle und aus dem Biebertal, in der Nähe der Obermühle, den Vortrieb des „Biebertalstollens“, der nicht als Förder-, sondern als Wasserlösungsstollen vorgesehen war. Bereits Anfang Februar 1957 war der 1.450 Meter lange Stollen vollendet. Die zweite Sümpfung der Grube Königsberg begann am  1. Mai 1957. Hierfür wurden vier Unterwasserpumpen mit einer Leistung von jeweils 7 m3/Min. eingesetzt. Im Oktober 1957 waren die Sümpfungsarbeiten abgeschlossen und die Pumpenkapazität dauerhaft auf 29 Kubikmeter pro Minute erhöht. Abhängig von Jahreszeit und Witterung errichtete das zufließende Wasser danach zwischen 3,5 und 5,2 Kubikmeter pro Minute, so dass eine ausreichende Pumpenreserve vorhanden war.

Die planmäßige Erzgewinnung begann schließlich im Juni 1959 mit zunächst etwa 2.000 Tonnen Erz im Monat. Damals ging die Bergverwaltung Gießen von Mannesmann noch davon aus, die Grube kostendeckend betreiben zu können. Die Roherzanalyse erreichte 1959 im Jahresdurchschnitt 33 Prozent Eisen, 20,9 Prozent Kalk und 11,4 Prozent Kieselsäure. Mit der Intensivierung des Maschineneinsatzes in der Erzgewinnung ging der Eisengehalt in den folgenden Jahren auf etwa 28 Prozent zurück.

Von 1959 an stieg die Zahl der Belegschaftsangehörigen und die Höhe der Erzförderung von Jahr zu Jahr. Die Beschäftigtenzahl der Grube Königsberg erreichte im Dezember 1961 mit 124 Mann ihren Höhepunkt. Schon seit Mai 1960 waren hier zehn Gastarbeiter aus Sardinien tätig und damit erstmals seit den 1870er Jahren wieder italienische Bergleute im Königsberger Erzbergbau tätig. Gegen Jahresende 1961 kamen noch neun Bergleute der zum 31. Dezember 1961 stillgelegten Grube Heinrichssegen bei Werdorf hinzu, denen damals ein sicherer Arbeitsplatz für zehn Jahre zugesichert worden war. 1962  wurde bei einer Belegschaft von 95 Bergleuten und Handwerkern sowie sechs Steigern (im Jahresdurchschnitt) mit 105.147 Tonnen die höchste Jahresförderung im Königsberger Eisenerzbergbau erreicht. Allerdings war seit Frühjahr 1962 das Ende des Grubenbetriebes absehbar. Am 4. April 1962 wurde den Belegschaftsangehörigen in einer Betriebsversammlung die Einstellung der Förderung für voraussichtlich Mitte 1963 angekündigt, dennoch blieb die Leistungsbereitschaft ungebrochen, wie an der Entwicklung der Förderung pro Mann und Schicht deutlich wurde, die im Februar 1963 4,99 Tonnen erreichte.

Der Preis für Schwedenerz war seit der zweiten Hälfte der 1950er Jahre bis Anfang 1961 um nahezu 20 Prozent gesunken. Die DM-Aufwertung im Frühjahr 1961 führte dann zu einer Verbilligung der Einfuhren um rund 5 Prozent und damit auch zu einer weiteren Kostensenkung für ausländische Eisenerze. Erschwerend hinzu kam die Abschaffung der Frachtausnahmetarife für die heimischen Erze aufgrund einer Entscheidung der Hohen Behörde der Montanunion im Februar 1958. Die letzte Stufe der Erhöhung der Frachtsätze für heimisches Erz beim Bahntransport war am 1. Juli 1960 in Kraft getreten. Die Entscheidung über die Stilllegung der inländischen Eisenerzgruben der Mannesmann AG dürfte Anfang 1962 gefallen sein. Die anderen im Eisenerzbergbau des Lahngebietes engagierten rheinisch-westfälische Montankonzerne hatten die weitgehende Aufgabe ihres hiesigen Erzbergbaus schon im Oktober 1961 angekündigt und Ende des Jahres 1961 mit der Einstellung der Grube Heinrichssegen mit der planmäßigen Minderabnahme heimischer Erze begonnen, die schließlich Ende 1962 auch zur ersten Stilllegung der Grube Fortuna führte (endgültige Fördereinstellung 1983).

Am 30. April 1963 wurde auf Grube Königsberg die Erzgewinnung eingestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Gesamtförderung der neuen Grube Königsberg 299.914 Tonnen betragen, die vom Hüttenwerk der Mannesmann AG in Duisburg-Huckingen als kalkhaltiges Zuschlagerz zusammen mit ausländischen Erzen von über 60 Prozent Eisengehalt eingesetzt worden waren. 1963 wurden die sicheren Vorräte der Grube Königsberg mit 215.000 Tonnen, die wahrscheinlichen Vorräte mit 400.000 Tonnen und die möglichen Vorräte mit 500.000 Tonnen veranschlagt.


Die Grube Königsberg im April 1963

Mit der Stilllegung der Grube Königsberg endete eine mehr als 2000jährige Montantradition im Gebiet der heutigen Gemeinde Biebertal. Zugleich kam das Ende der Biebertalbahn, die allein wegen der hiesigen Bodenschätze Ende des 19. Jahrhunderts errichtet worden war und am Tag der letzten Förderschicht auf Grube Königsberg ebenfalls ihren Betrieb einstellen musste, da ihre Existenzgrundlage damit entfallen war.

Insbesondere Königsberg, aber auch Bieber und Fellingshausen waren noch in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen in hohem Maße Bergmannsdörfer – in Verbindung mit Landwirtschaft als Nebenerwerb. Auch Einwohner von Rodheim waren noch zu Beginn der 1920er Jahre auf der Grube Morgenstern in der Gemarkung Waldgirmes tätig, hatten sie doch nur einen gut zwei Kilometer langen Arbeitsweg nach den 1909/10 errichteten neuen Tagesanlagen dieses  Bergwerkes, das zu seiner Zeit zu den in jeder Hinsicht besten Gruben von Buderus gehörte und auf dem traditionell auch viele Bergleute insbesondere aus Königsberg, aber auch aus Bieber arbeiteten.

1986 schreibt Dr. Rainer Slotta, der damalige Direktor des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, in seinem Standardwerk „Technische Denkmäler in der Bundesrepublik Deutschland, Band 5, zur Grube Königsberg, die er als „Musterzeche“ bezeichnet, u.a.: „Selten findet man eine derart geschlossene Architektur, die nach einheitlichen Grundsätzen und Planungsprinzipien ausgeführt worden ist. (…) Handelt es sich bei der Architektur doch um ein technisches Denkmal von zumindest regionaler Bedeutung.“ Auch in der Zusammenfassung seines Werkes geht Slotta noch einmal auf die Tagesanlagen der Grube Königsberg ein: „Sie ist eine Grube mit Tagesanlagen ‚aus einem Guss‘, und es wäre sehr zu begrüßen, wenn diese sehr eindrucksvolle Gesamtanlage, die erst nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut worden ist, vollständig erhalten bliebe.“


Bieberliesfest im August 1998: Heizer Henry Pujade (links)
und Hans Rink, der Besitzer der Bieberlies, vor der Lok 60

Vermutlich als Reaktion auf die mehrheitliche Zustimmung des Gemeindevorstandes von Biebertal zum Abriss des Lokschuppens der Biebertalbahn in Bieber – des letzten noch vorhandenen Gebäudes der „Bieberlies“ – der nicht unter Denkmalschutz stand und Ende Oktober 1994 einer Wohnanlage zum Opfer fiel, wurden die Tagesanlagen der Grube Königsberg vom Landesamt für Denkmalpflege in Wiesbaden im Dezember 1994 ohne Begründung unter Schutz gestellt. 2015 wurde von Dr. Griesbach-Maisant  vom Landesamt die Begründung verfasst, in der es abschließend heißt: „Als weitgehend vollständig erhaltene Grubenanlage der Nachkriegszeit, in der noch ein großer Bedarf an Inlandserz bestand, ist die Grube Königsberg von besonderer industriegeschichtlicher Bedeutung.“

Nach einer Nutzung durch das Rehabilitationszentrum Hohensolms seit 1974  befand sich in den Tagesanlagen bis 2014 die Tierklinik Grube Königsberg von Tierarzt Volker Nikolai; 2015 begann die Umwandlung in eine Wohnanlage durch das Lahnauer Bauunternehmen Weimer.

Text: Dr. Rainer Haus